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Gesalzene Preise nennt man auch Apothekerpreise. Hier das Buch zum Werbefilm nach der vorliegenden Anzeige.

Geschichten, die in der Werbung erzählt werden, nennt man Slices of Life. Laufen diese Storys in Werbefilmen, dann wird dafür ein Storyboard geschrieben. Spießer Alfons hat in seinem Leben als Werber viele solcher Storyboards geschrieben, nach denen TV-Spots produziert wurden. An dieser Stelle findet die spießige Lesergemeinde ein aktuelles Drehbuch zum Film nach einer Anzeige von Pflüger für Schüßler-Salze.

Eine Frau im Café bestellt für sich ein Frühstück. Die Kellnerin fragt: „Möchten Sie für Ihr Ei ein Jodsalz oder ein Salz von Schüßler?“

Die Dame erkundigt sich: „Was ist denn der Unterschied?“ Die Kellnerin: „Das Jodsalz ist gut für die Schilddrüse. Und das Schüßer-Salz macht einfach klüger.“

Die Frau im Café überlegt kurz und bestellt dann zu ihrem gekochten Ei das Salz von Schüßler.“

Als die Rechnung kommt, bekommt die Frau einen Schreck und fragt empört: „Was denn, 7,99 für eine Prise Schüßler-Salz – ist das nicht etwas sehr happig?“

„Na klar“, entgegnet die Kellnerin, „aber Sie zeigen doch schon, dass es wirkt!

Der voranstehende Witz ist dumm, zugegeben. Aber er passt zu der Anzeige von Pflüger für Schüßler-Salze. Für die darf in der Werbung laut Heilmittelwerbegesetz (HWG) kein Wirkungsversprechen abgegeben werden. Die Wirkung der Salze ist auch wissenschaftlich nicht erwiesen. Aber sie wirken. Ähnlich wie Placebos.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 22. Februar 2017

Beeindruckende Wirkung durch Augenpulver

Vor zehn Jahren noch hat die Stiftung Warentest erkenn: „Augencremes gegen Falten: Zaubern können sie nicht“. Doch das ist inzwischen anders. Denn jetzt gibt es „Sensai Cellular Performance extra intensive Eye Cream“. Und diese Augencreme kann tatsächlich zaubern. Das Resultat ist sensationell: „100% der Frauen sind überzeugt“ von dieser „beeindruckenden Innovation“ – siehe die Anzeige!

„100% der Frauen“, das bedeutet zweifelsohne: jede Frau. Wenn wir das allein auf Deutschand beziehen, dann sind ess rund 40 Millionen Frauen, die überzeugt sind. Und alle haben sie die besagte Augencreme ausprobiert und sich überzeugen lassen…?

Bei Werbung ist es natürlich wichtig, dass der Verbraucher auch das Kleingedruckte liest. Und das beginnt in der Sensai-Anziege mit dem Satz: „Das wird Ihnen die Augen öffnen.“ Und wir erfahren, dass 100% der Frauen nach zwei Wochen bestätigt haben, dass ihren das Produkt gefällt.

So, und nun kommt’s: Wenn wir ein Vergrößerungsglas zur Hand haben, dann können wir auch das Augenpulver Kleinstgedruckte am Fuße der Anzeige entziffern. Und das ist erstaunlich, denn wir erfahren, wie die 100 % ermittelt wurden:  „Auf Grundlage eines Verbrauchertests von 51 Frauen, die nach zwei Wochen Produktanwendung gefragt wurden: ‚Gefällt Ihnen das Produkt oder gefällt es Ihnen nicht?’“

Wer also oben noch gedacht hätte, ein unabhängiges Testinstitut hätte das Resultat aus einer repräsentativen Stichprobe von Frauen in verschiedenen Altersgruppen erkundet, der wird am Ende eines Schlechteren belehrt. Und dazu passt auch der Hinweis in der Anzeige und also lautend: „Gepflegte Haut durch edle Seide.“

Fazit: Ein Reklamemärchen von der Konsumpoetin Scheherazade. Wie aus 1001 Nacht.

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 21. Februar 2017

Geld kann man entweder für Wünsche ausgeben oder es zur Seite legen

Was kann man mit seinem Geld machen? Klar, man kann es ausgeben. Und die Alternative: Man kann es zur Seite legen, sprich unters Kopfkissen schieben oder auf ein Konto legen. Entweder das eine, oder das andere – wenn man sein Geld nicht grad verschenken möchte.

Die ING DiBa Bank dagegen meint: „Lieber Geld zur Seite legen als seine Wünsche“. Das kapiert der Spießer nicht: Entweder legt Alfons sein Geld zur Seite, oder er erfüllt sich damit Wünsche. Was man „lieber … als“ tut steht im alternativ im Vergleich und meint: Entweder man gibt sein Geld dem Banker oder man gibt es einem Verkäufer.

Da capo: Will der Mensch seine Wünsche nicht zur Seite legen, dann kann er folglich auch sein Geld nicht zur Seite legen, sondern muss damit den Kaufpreis für seine Wünsche bezahlen.

Im Klartext müsste die Headline der ING DiBa-Anzeige also so oder ähnlich lauten:

„Geld flexibel anlegen, damit Wünsche jederzeit wahr werden können!“

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 9. Februar 2017

VW-Werbung: Zwischen Wunschdenken und nackter Realität liegen mitunter nur 4 Tage

Am 30. Dezember 2016 hat Volkswagen in der BILD-Zeitung eine ganze Anzeigenseite geschaltet. Die Headline: „Jeder einzelne Kunde ist uns wichtig“ – siehe die Abbildung! Das ist ein großes Wort, das allerdings flacher ist als eine Flunder. Denn, so fragt der Spießer: Welche Firma in Deutschland würde nicht von sich behaupten, dass jeder einzelne Kunde für das Unternehmen wichtig ist?! Wer das extra anzeigen muss, der muss schon einen Grund dafür haben. Und dieser Grund dürfte bekannt sein. Soviel zur VW-Anzeige. Da muss man das Kleingedruckte gar nicht mehr lesen.

Nach der Werbung folgt der redaktionelle Teil: Heute, also fünf Tage nach Erscheinen der Anzeige, lesen wir auf der Titelseite derselben Boulevardzeitung: „Trotz Diesel-Skandal kassiert Winterkorn seit Neujahr 3100 Euro Rente am Tag!“ Damit hat die Realität dem Versuch das Konzerns, sein Image wieder aufzupolieren, einen herben Dämpfer verpasst, findet Ihr nicht, liebe Lesergemeinde?

Der heutige Aufmacher der BILD-Zeitung dürfte ein ziemlicher Schlag für das Unternehmen bedeuten. Denn das wird auch den Menschen und VW-Kunden in Erinnerung bleiben, die selber 3100 Euro Rente mit Arbeit verdienen – allerdings im Monat. Da unterscheidet der Mann auf der Straße durchaus zwischen dem Geld, das ein Fußball-Profi in der Bundesliga kassiert, und dem, was ein Rentner abkassiert, der als Manager für den größten und teuersten Automobil-Skandal verantwortlich ist, den es in Deutschland jemals gegeben hat.

Spießer Alfons ist gespannt wie eine Wäscheleine auf die nächste Anzeige, die VW in BILD schalten wird! 😉

Dieser Beitrag wurde veröffentlicht am 4. Januar 2017